Presse

Kritiken aus 32 Jahren zu ``Der Kontrabass``

Monolog eines einsamen Halbgebildeten

Helmut Thiele als Kontrabassisten zu erleben, war ein ungetrübtes Thea­tervergnügen. Rhythmus und Tonart waren exzellent aufeinander abgestimmt. Tragikomik und Ironie, nicht frei von Bitterkeit, würzten seine Interpretation und setzten ihr Glanzlichter auf. Wiederum ein darstellerisches Kabinettstück. Ein Seriener­folg dieser Produktion dürfte jedenfalls vorge­zeichnet sein.

Coburger Tageblatt, 21.1.1985

 

Faszinierendes Spiel

… Daß hinter dem Elend des einsam vor sich hin Saufenden immer auch der Reichtum an Zartgefühl, Musikempfinden und Intelligenz verborgen ist, andererseits die dünne Schicht aus Witz und manchmal zu Lachtränen rei­zender Komik nur mühsam die Verzweiflung des @Tuttisten@ überdeckt, kam durch Thieles Spiel auf ebenso amüsante wie anrührende Weise zum Aus­druck und wurde mit nicht endenwollendem Beifall belohnt.

Cellesche Zeitung, 20.9.94

 

Von der Hassliebe eines Musikers

Helmut Thiele spielte den Kontrabassisten in ei­ner Eigenproduktion, die bis in das letzte Requisit liebevoll und skurril inszeniert war. Von hu­morvoller Plauderei bis zum Trä­nenausbruch, von der Scham bis zum Wutanfall, stellte er alle Ge­fühlslagen seines Bassgeigers gleich glaubhaft dar. Das Publi­kum war begeistert und erlebte eine Aufführung mit zahlreichen Glanzlichtern, in der Helmut Thiele die gesamte Bandbreite der wechselvollen Stimmungsla­gen aufzeigte.

DLZ Gehrden, 12.3.2001

 

Ein Aufstand – aber nur im schalldichten Raum

Helmut Thiele überzeugt als resignierender Kontrabass-Spieler in Süskind-Werk … Das Instrument steht dem Musikbeamten ständig im Weg in seinem kleinen Leben … Und so haust der ewig übersehene, vergessene Kontrabassist in seiner Bude, voll gestopft mit Literatur und Schallplatten, hört die Werke der Großen und lässt ein Bier nach dem anderen die Kehle hinunter wandern …

Helmut Thiele gibt den Musikerbeamten in all seiner Armseligkeit preis … es gelingt ihm, den anderthalbstündigen Einakter durchweg das Publikum am Ball zu halten, so pointiert komisch, dass jedes Mitgefühl im Keim erstickt wird.

Walsroder Zeitung, 20.3.07

 

Mit Kontrabass allein auf der Bühne

Thiele entfaltet im Bademantel – mit Schallplatten und Bier in Griffweite – die soziale Abgründigkeit eines älteren Musikers, den die Begeisterung für eine junge Mezzosopranistin noch einmal in die Höhe reißt.

Kenntnisreich und wortgewandt analysiert er seinen Kontrabass … und immer mehr sich selbst. Denn hervor sprudeln dabei die geheimsten Freuden („Wir spielen manchmal über den Dirigenten hinweg ohne dass er es selber merkt“), Frust und Neid und Begierden.

Hannoversche Allgemeine Zeitung, 18.4.2008

 

Schrulligkeit und pathologische Gefühlslagen

Die Schrulligkeit und die teils pathologischen Gefühlslagen des vereinsamten Musikers setzte Thiele mit eindringlicher Dichte um, seine authentisch gespielten Emotionen und die ausdrucksstarke Körpersprache vermittelten das Leid des Künstlers hautnah. Dabei schien er beinahe mit der Figur zu verschmelzen…

Neue Osnabrücker Zeitung 17.2.2013

 

Zeitlose Gesellschaftskritik: 30 Jahre „Der Kontrabass“ mit Helmut Thiele

Regelrecht mit der Rolle des frustrierten Kontrabassisten verschmolzen ist …  nach weit über 300 Aufführungen Helmut Thiele, der auch am Jubiläumsabend vollends überzeugte.

Neue Osnabrücker Zeitung 17.1.2015

 

Schauspieler Helmut Thiele begeistert mit „Der Kontrabass“

Den verbitterten und einsamen 54-jährigen Kontrabassisten des Staatsorchesters, den eine Hass-Liebe zu seinem Instrument verbindet, gibt Thiele einzigartig intensiv, das Publikum ist amüsiert. Für seine brillante Darstellung erntet Thiele begeisterten Applaus.

Anzeiger für Harlingerland 17.7.2017

Kritiken zu ``Geliebter Lügner``

Geliebter Lügner von Jerome Kilty

mit Regina Neumann, Helmut Thiele (Inszenierung: Peter Ries)

Wir leben in einer Zeit der Inflation des Superlativs. +Geliebter Lügner* aber macht einen Super‑ lativ  unumgänglich: Es ist Sprechtheater kultiviertester Art. Die darstellerische Meisterschaft, mit der Regina Neumann und Helmut Thiele (Regie: Peter Ries) das Zweipersonenstück adaptieren, eint, in kluger Balance, Leichtigkeit und Tiefe, Eruption und Stille, Schliff und Ursprünglichkeit, Geist und Herz. Mary Stern und Henry Williams, Archivare bei Sotheby’s London, stoßen während der Vorbereitung einer Auktion auf den Briefwechsel zwischen dem irischen Romancier, Essayisten und Dramatiker George Bernard Shaw und der amerikanischen Schauspielerin Stella Patrick Campbell. Indem sie einander aus den Hunderten von Briefen vorlesen, die Shaw und Campbell zwischen den Jahren 1899 und 1940 wechselten. leben sie eine doppelte Wirklichkeit: Unmerklich gehen sie, hintersinnig deren Liebe nachzeichnend, in Shaw und Campbell auf. Beide Akteure sind exzellent aufeinander eingespielt: Ihre Mimik, ihre Gestik und ihr Vortrag überzeugen durch höchste Subtilität. In kaum steigerungsfähiger psychologischer Dichte gestalten sie sowohl Zärtlichkeit als auch Bitternis, sowohl Sehnsucht als auch Abkehr, sowohl Ernst als auch Ironie, sowohl Schutzlosigkeit als auch Umpanzerung, sowohl Glück als auch Trauer, sowohl das Sich‑Jung‑Fühlen als auch das Altern aus. Ihr Spiel besitzt, intim wie eine Nacht tief vertrauten, gleichsam zeitlosen Gesprächs, Farbe, Wärme und Glanz. Das Stück widerspricht nicht nur wohltuend dem Klischee, Shaw bestehe einzig aus scharfzüngiger Intellektbeherrschtheit. Kilty bricht, und das ist ebenso verdienstvoll, eine Lanze für das Medium Brief. Verstaubt ist an all dem nichts: Die Produktion zeigt, daß es, aller Egozentrik zum Trotz, das liebende WIR ist, aus dem der Mensch, letztlich, seine Kraft bezieht. Dem Neumann‑ Thiele‑Theater sind volle Häuser zu wünschen.

HARFF‑PETER SCHÖNHERR

 

Facettenreich und spannend

Duo Helmut Thiele/Regina Neumann in „ Geliebter Lügner“

Mit diesem Andrang hatte niemand gerechnet. Die Aula des Celler KAV‑Gymnasiums erwies sich als zu klein, und längst nicht alle, die gekommen waren, fanden Platz im überfüllten Saal. Die Fan‑Gemeinde des Thiele‑Neumann‑Theaters wächst, der Freundeskreis der Hospiz‑Bewegung ebenso. Nicht zuletzt berührt das Stück ein aktuelles Reiz‑Thema, nämlich die Brisanz der Geschlechterbeziehung mit ihren derzeit völlig ungeklärten Rollenpflichten und ‑rechten. Die Liebes‑ und Leidensgeschichte zweier großer unabhängiger Persönlichkeiten nahm vorweg, was heute die alltägliche Beziehungskiste füllt. Deshalb stößt der Briefwechsel von Georg Bernhard Shaw mit Beatrice Stella Campbell auf große Anteilnahme. Von Jerome Kilty wurden die Briefe unter Einbeziehung der schriftstellerischen Werke zu einem szenischen Dialog montiert, der in geraffter Form die Beziehung des berühmten Dramatikers zu der gefeierten Schauspielerin  vorüberziehen läßt ‑ vom Aufflammen der Gefühle über die Stadien der Eifersucht und verletzten Eitelkeit, durch Schicksalsschläge und mannigfache Schwierigkeiten hindurch bis zu ihrem allmählichen Verlöschen im Alter. Dabei lassen die in den verschiedensten Situationen geschriebenen Briefe die wahren Gefühle und Charaktere nur erahnen. Den Schauspielern obliegt es, den Staub von den Texten zu blasen und zwei Menschen so zu erschaffen, daß sie eben diese Briefe geschrieben haben könnten. In Kiltys Stück müssen sie das ganz sinnfällig tun, als Archivare, die dann die Briefe aus der Perspektive der eigenen  Beziehungsprobleme heraus interpretieren. Helmut Thiele und Regina Xeumann gingen diese schwie rige Aufgabe mit viel Einfallsreichtum an. Sie waren ein kämpferisches Liebespaar, das seinem Publikum die vergilbten Blätter in eine außerordentlich spannende und spannungsreiche  Geschichte übersetzte. Dabei legt Thiele seinen Shaw (fast zu?) sympathisch an. In seiner Darstellung wirkt Shaw, der sich eher gegen seinen Willen mit 55 Jahren noch einmal heftig verliebt, ebenso töricht wie anrührend. Eifersucht, Besserwisserei und Tyrannei sieht man diesem von den eigenen Gefühlen gebeutelten großen Jungen beinah nach. Schauspielerisch bleibt keine Frage offen. Thiele spielt sich mit noch gewachsener Lockerheit in faszinierende  komödiantische Regionen. Regina Neumann ist eine Stella Campbell, die zu keinem Zeitpunkt vor dem großen Shaw in die Knie geht, sondern mit Spott und psychologischem Scharfblick schnell und gnaden‑ los seine Vorhaltungen und Wünsche pariert. Sie macht sich lustig und tut, was sie will. (Noch während sie ‑ dies Tatsachen ‑ mit ihm zusammen das Stück probt, dessen Hauptrolle er ihr auf den Leib geschrieben hat, heiratet sie heimlich einen wesentlich jüngeren Mann. Und später veröffentlicht sie einen Teil seiner Briefe gegen seinen Willen und schreibt ihm stolz, wieviel Geld sie mit diesem Buch verdient.) Auch Regina Neumann gelingt es, eine lebensechte, facettenreiche Stella zu schaffen, stark und schwach, liebens‑ und hassenswert zugleich. So umkreisen sich die beiden in  zärtlich‑aggressiver  Verklammerung, ein erkletterbares Regal eröffnet die dritte Dimension und damit auch ein jeweiliges  „Von‑oben‑herab“.  Mut, Witz, Offenheit und das Fehlen jeder Larmoyanz adelt, was sich sonst wohl nur wie ein gewöhnlicher Zermürbungskampf lesen würde. Die fast zweistündige Bravourleistung quittierte das Publikum mit stehenden Ovationen.

Christiane Boltz (Cellesche Zeitung, Donnerstag, 6. Februar 1997)

Kritiken zu ``Gut gegen Nordwind``

In ihrer neuen Produktion loteten Helmut Thiele und Regina Neumann die menschlich-sprachliche Entwicklung dieser „modernen/digitalen Love-Story“ zwischen dem Sprachpsychologen Leo Leike und der Homepage-Gestalterin Emmi Rothner aus. Mit zwei Stühlen, zwei Tischen und einem Paravent als Requisiten zog das Schauspieler-Paar das Publikum mit spritzigen Dialogen in das Leben zweier Menschen, die trotz vorgeblicher Zufriedenheit auf ihre virtuelle „Außenwelt“ nicht verzichten wollen.
„Schreiben ist wie Küssen mit dem Kopf, meinte etwa Helmut Thiele als Leo, während Regina Neumann als impulsive Emmi wie nach einem Heiratsantrag leidenschaftlich ausrief: „Ja, ich will E-Mails von Leo! Ich bin süchtig nach E-Mails von Leo.“
Das Publikum in der ausverkauften Veranstaltung zeigte sich begeistert von diesem bittersüßen E-Mail-Schlagabtausch.

Neue Osnabrücker Zeitung vom 18.9.2012

 

Die beiden Schauspieler agierten mit begeisternder Lebendigkeit und fantastischen stimmlichen und mimischen Nuancierungen und schafften es, das virtuelle Verlieben nachvollziehbar zu machen.
Cellesche Zeitung vom 31.12.2013

 

Auf Einladung der Kulturinitiative Greven lasen Regina Neumann und Helmut Thiele eindrucksvoll und pointiert … sie entzündeten so manche Erheiterung beim Publikum im vollbesetzten Saal.
Münsteraner Zeitung vom 3.2.2014

Kritiken zu ``Wiener Heuriger``

Thiele-Neumann-Theater bringt echte Heurigenstimmung nach Osnabrück
von Matthias Liedtke

Osnabrück. Wiener Lieder, Wiener „Schmäh“ und Anekdoten aus dem „Heurigen“: Helmut Thiele und Regina Neumann widmeten einen musikalisch-literarischen Abend im Osnabrücker Pontos Park einer Kulturinstitution ihrer Heimatstadt.
Dabei bezeichnet der Begriff „Heuriger“ sowohl den frischen „diesjährigen“ Wein als auch das Ausschanklokal, in dem er verzehrt wird. Dort wird bisweilen auch gesungen, weshalb das seit 35 Jahren in Osnabrück lebende, gut eingespielte Wiener Schauspielerpaar auch allerlei bekannte und beliebte Melodien zum Besten gab. „Einen Versuch ist es wert“, kokettierte dabei Thiele mit dem Umstand, dass er
sich seit 20 Jahren mal wieder ans Akkordeon gewagt hat. Spätestens, als er damit am Ende als Zugabe eine Ode an die Freude am Wein schmetterte, gab es aber keinen Zweifel mehr daran, dass er es noch drauf hat.

Seine Partnerin stand ihm dabei gespielt angetrunken und mitunter erschreckend authentisch lallend zur Seite. „Viele Wiener betreiben das Weintrinken wie einen Selbstmord auf Raten“, brachte der Kabarettist Erwin Steinhauer jene morbide Weinseligkeit auf den Punkt, die gerade im Heurigen besonders ausgelebt wird. Dabei existiert nicht nur ein „Nebeneinander von Frohsinn und tiefer Melancholie“, wie Thiele es beschreibt, sondern auch eine Auflösung der Sortierung von Menschen nach Ständen, Alter, Volkszugehörigkeiten oder Religionen. „Ein Mensch ist ein Mensch“ und „Sterben müssen wir alle“ lautet das Motto am Heurigentisch, an dem sprichwörtlich „der Bankdirektor neben dem Tapezierer“ sitzt.

Auch und gerade diese soziale Funktion des Heurigen, der die unterschiedlichsten „Menschen zusammenbringt“, möchten Thiele und Neumann mit ihrem neuen Programm unterstreichen – und lebendig werden lassen. So wurde an den voll besetzten Tischen im Biergarten des griechischen Restaurants als kulinarischer Einstieg ein bunter Heurigenteller und ein „Schluckerl“ Wiener Wein gereicht – ohne dabei aber auch auf die Gefahren hinzuweisen, etwa mit Josef Weinhebers Gedicht „Der Tag danach“. In allem immer auch die Schattenseiten sehen: Auch das ist typisch wienerisch.

Neue Osnabrücker Zeitung, 13.09.2021